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TZ Vietnam: Verbesserung des Grundwasserschutzes im Mekong-Delta

Hintergrund:
Das rund 39.000 km² große Mekong-Delta ist Heimat für 17,5 Mio. Menschen und ein Schwerpunktgebiet der Landwirtschaft in Vietnam (vor allem Reis, aber auch Fisch, Shrimps, Gemüse). Es ist geprägt durch die beiden Hauptarme des Mekong, Sông Hậu (Bassac, rechter Seitenarm) und Sông Tiền (Hauptarm des Mekong) und ein weitverzweigtes Kanalnetz, das zur Bewässerung und als Transportweg dient. Die Geländehöhe beträgt meist nur wenige Meter, so daß das Gebiet überflutungsanfällig ist. Der Gezeiteneinfluß reicht weit ins Landesinnere hinein.

Die seit dem Miozän in mehreren Transgressionszyklen abgelagerten Lockersedimente bilden eine im Zentralbereich bis zu 700 m mächtige Abfolge von bis zu acht Grundwasserleitern und -hemmern, die zu den westlichen und östlichen Rändern ausdünnt. Die Mächtigkeiten variieren, und die Hemmer halten nicht durchgängig aus, sodass hydraulische Verbindungen zwischen den Grundwasserleitern existieren. Weite Teile des Grundwassers sind versalzen, und dies auch landeinwärts, sodass die Versalzung nicht allein auf rezente Meerwasserintrusion zurückgeführt werden kann, sondern bereits syngenetisch angelegt ist, bzw. aus den Meerespiegeländerungen während des Pleistozäns resultiert.

Ansatz des IGPVN-Projekts zur Verbesserung des GrundwassermanagementsAnsatz des IGPVN-Projekts zur Verbesserung des Grundwassermanagements

Wegen des hohen Wasserbedarfs von Bevölkerung und Landwirtschaft wird das Grundwasser intensiv genutzt, insbesondere in den Gebieten fern der Flußarme und nahe der Küste, wo das Oberflächenwasser kaum nutzbar ist. In den Grundwassermessstellen in den urbanen Zentren sind die Grundwasserspiegel in den letzten 20 Jahren um 5 - 10 m, teilweise bis 20 m gefallen. Dies führt zum Absinken der Landoberfläche (Subsidenz) und zur Intrusion von Salzwasser in die genutzten Grundwasserleiter. Da das Grundwassermessnetz nicht sehr dicht und auf die Provinzhauptstädte fokussiert ist, ist die Situation in den ländlichen Gebieten schwierig einzuschätzen.

Eine Aufgabe des Projekts "Improvement of Groundwater Protection in Vietnam (IGPVN)" ist es, die hydrogeologischen Grundlagen zu verbessern, um die Prozesse der Salzwasserintrusion besser zu verstehen. Dies bildet die Grundlage eines verbesserten Grundwassermanagements und -schutzes.

Das Vorhaben soll auf die Gestaltung einer kohärenten nationalen Politik zum Grundwasserschutz einwirken, zur Gewinnung verbesserter Daten zum Grundwasser beitragen und die interprovinzielle Steuerung des Grundwassermanagements in den Mekong-Provinzen unterstützen.

Methoden:
Das Projekt umfaßt mehrere Komponenten: Technische Assistenz, Politikberatung, Bewußtseinsbildung und Kapazitätsstärkung. Während die Politikberatung hauptsächlich auf die nationale Ebene fokussiert ist, haben die anderen Komponenten ihren Schwerpunkt im Mekong-Delta.

Technische Assistenz:
Gemeinsam mit dem Projektpartner National Center for Water Resources Planning and Investigation (NAWAPI) wurden zwei der südlichsten Provinzen Vietnams im Mekong Delta als Pilotgebiete ausgewählt, Sóc Trăng (Untersuchungsschwerpunkt in Phase II von 2012 - 2014) und die Provinz Cà Mau (Untersuchungsschwerpunkt in Phase III seit 2015). Cà Mau ist aufgrund ihrer großen Entfernung vom Mekong und ihrer langen Küstenlinie – die Halbinsel liegt zwischen dem Vietnamesischen Ostmeer (international als Südchinesisches Meer bezeichnet) und dem Golf von Thailand – besonders anfällig für Salzwasserintrusionen in das Oberflächenwasser und damit einhergehende Wasserversorgungsprobleme. Dementsprechend wird das Grundwasser stark genutzt (insgesamt ca. 138.000 Brunnen in der gesamten Provinz, zumeist kleinere, mit einer geschätzten Entnahmemenge von 373.000 m³/d). Dies hat eine eine starke Absenkung der Grundwasserspiegel (um 6 - 15 m zwischen 1995 und 2009) und Salzwasserintrusionen zur Folge.

Ein wesentliches Problem für eine nachhaltige Grundwasserressourcenbewirtschaftung ist der teilweise unzureichende hydrogeologische Kenntnisstand. Auf regionaler Skala liegen Informationen vor, die aber nicht detailliert genug sind, um das Grundwassersystem auf lokaler Ebene ausreichend zu verstehen. Das Projekt hat U Minh in der Cà Mau Provinz als ersten Untersuchungsschwerpunkt ausgewählt, wo durch umfassende Untersuchungen das Verständnis des hydrogeologischen Systems (Struktur, hydraulische Eigenschaften, Salzwasserintrusionsprozesse) verbessert wird. Dadurch trägt das Projekt zur Schaffung der Grundlagendaten für ein numerisches Modell bei, mit dem anhand von Szenario-Analysen die Grundwasserbewirtschaftung verbessert werden kann.

Im ersten Schritt wurden die vorhandenen Daten und Informationen gesammelt und kritisch bewertet (Baseline Study), um Defizite zu identifizieren und die hydrogeologischen Untersuchungen zu konzipieren.

Am Standort im Distrikt U Minh errichtete das Projekt eine Messstellengruppe, wobei auch Bodenproben für bodenphysikalische und mineralogische Untersuchungen gewonnen wurden. Die Messstellengruppe ermöglicht Pump- und Tracerversuche im Hauptgrundwasserleiter mit gleichzeitiger Beobachtung der hangenden Grundwasserleiter zur Bewertung möglicher hydraulischer Verbindungen bzw. Leakage. Im weiteren Projektverlauf wird die Messstellengruppe zur Grundwasserbeprobung und Wasserstandsmessung eingesetzt.

Prinzipskizze Messstellengruppe und TracertestPrinzipskizze Messstellengruppe und Tracertest

Nach Auswertung aller gewonnenen Daten soll ein konzeptionelles Modell dieses küstennahen hydrogeologischen Systems erarbeitet werden. Darauf aufbauend wird ein numerisches Modell, insbesondere zur Simulation des Salzwassertransports, entwickelt.

Politikberatung:
Eine Aufgabe des Projektpartners NAWAPI im nationalen Wassermanagement ist die Entwicklung von technischen Richtlinien und die fachliche Zuarbeit zu Circulars (Verordnungen) des übergeordneten Ministeriums für Rohstoffe und Umwelt (MONRE). Das Projekt unterstützt NAWAPI hierbei mit fachlicher Beratung, insbesondere zum internationalen Stand des Wissens. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung von technischen Richtlinien im Bereich Grundwasserschutz im urbanen Raum.

Die Departments of Mineral Resources and Environment (DONREs) der Provinzregierungen im Mekong-Delta werden bei der Entwicklung von Leitfäden zur Umsetzung der Gesetze und Verordnungen zum Grundwassermanagement unterstützt. Weiterhin werden die Ergebnisse aus der Technischen Assistenz in die Grundwasserbewirtschaftungspläne der Schwerpunktprovinz Cà Mau einfließen.

Weitere Aktivitäten
Die hydrogeologischen Untersuchungen werden ergänzt durch Maßnahmen zur Kapazitätsstärkung (technische Trainings für DONREs), Maßnahmen zum Erfahrungsaustausch zwischen den Provinzen ("IWRM Round Table") und durch Maßnahmen in der Umweltbewusstseinsbildung (z.B. studentischer Ideenwettbewerb, Lehrmaterialien für Schulen).

Ergebnisse:
Management-Empfehlungen für Sóc Trăng: Basierend auf umfangreichen hydrogeologischen Untersuchungen aus Phase II (Auswertung vorhandener wasserwirtschaftlicher und hydrogeologischer Daten, Bau von Grundwassermessstellen, Analyse von Grundwasserganglinien, Bewertung der Grundwasserbeschaffenheit sowie der Isotopengehalte im Grund- und Oberflächenwasser, Altersdatierung von Grundwasser mittels radioisotopischen Untersuchungen) wurden Empfehlungen zur Bewirtschaftung und zum Schutz der Grundwasserkörper erstellt und der weitere Untersuchungsbedarf benannt. Viele Empfehlungen bezüglich der Grundwassernutzung sind auf benachbarte küstennahe Provinzen übertragbar.

Baseline Study Cà Mau: Die vorhandenen hydrogeologischen Daten und Berichte wurden gesammelt, wo nötig digitalisiert, und kritisch bewertet. Während relativ umfangreiche Informationen zur hydrogeologischen Struktur und zur Grundwassernutzung vorliegen, sind Wasserstands- und Beschaffenheitsdaten etwas spärlich und die vorhandenen Pumpversuche unzureichend. Die nutzbaren Daten können in Datenbank und GIS genutzt werden.

Messstellengruppe für hydrogeologische Untersuchungen: Am Rande der Stadt U Minh (Provinz Cà Mau) wurde eine Gruppe von fünf Grundwassermessstellen im Juli/August 2016 errichtet. Es liegen Schichtenzverzeichnisse und Bohrlochgeophysik vor; die gestörten und ungestörten Bodenproben werden derzeit analysiert. Weiterhin wurde ein Stufenpumpversuch zur Ermittlung der Brunnencharakteristik sowie als orientierende hydraulische Untersuchung durchgeführt. Ein Tracerversuch fand im Dezember 2016 statt, die Ergebnisse werden derzeit ausgewertet.

Partner:

Literatur:


Kontakt 1:

    
Dr. Roland Bäumle
Tel.: +49-(0)511-643-2394

Kontakt 2:

    
Dr. Georg Houben
Tel.: +49-(0)511-643-2373

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