Antarktisexpedition GANOVEX XIV - BOOST
Beitrag zum Projekt:
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) führte vom 02.10.2021 bis 09.01.2022 die Forschungsexpedition GANOVEX XIV - BOOST in das Nordviktorialand in Kooperation mit dem italienischen Antarktisprogramm durch. Die Expedition beinhaltete neue grundlagenorientierte landgestützte und aeromagnetische Untersuchungen zur geologischen Entstehungsgeschichte und zum Krustenaufbau des heutigen Kontinents Antarktika.
Das Forschungsprogramm von „GANOVEX XIV – BOOST“ stellt den durch die BGR geleiteten ersten, landgestützten Abschnitt eines in Kooperation mit dem italienischen Antarktisprogramm PNRA entwickelten und auf drei Jahre ausgelegten geologisch-geophysikalischen Forschungsprojektes dar. Nach der in der Saison 2021-22 abgeschlossenen ersten Phase waren unter italienischer Leitung stehende seegeophysikalische Untersuchungen, marine Kernziehungen in der Folgesaison 2022-23 und – deren erfolgreiche Durchführung vorausgesetzt - eine optionale weitere, durch die BGR durchgeführte aeromagnetische Vermessung vor der Pazifikküste des Nord-Victoria-Landes in der Saison 2023-24 geplant. Letztere musste schließlich aufgegeben werden, und es wurde ein bereits vorab definiertes Ersatzforschungsprogramm von der Gondwana-Station im Rahmen der Expedition „GANOVEX XV“ durchgeführt.
An dem Forschungsprogramm der durch die BGR durchgeführte ersten Kampagne „GANOVEX XIV – BOOST“ war sowohl “on-ice” wie “off-ice“ ein internationales wissenschaftliches und technisch-logistisches Team aus Deutschland, Italien und Neuseeland beteiligt. Die Expedition wurde in zwei Hauptabschnitten durchgeführt. Logistische Hauptbasis war die Gondwana-Station der BGR. Zwei Helikopter des Typs Écureuil A350-B2 dienten der Expedition als Haupttransportmittel für die Durchführung logistischer und wissenschaftlicher Arbeiten. Das Team erreichte Christchurch in Neuseeland in zwei Gruppen am 04.10.2021 und 09.10.2021 und wurde dann nach 14-tägiger Quarantäne aufgrund der COVID19-Pandemie und nachfolgender Selbstisolation von Christchurch in mehreren Gruppen mit einem C-17 Großflugzeug des US-amerikanischen Antarktisprogramms am 20.10.2021 und Basler BT-67 via McMurdo sowie mit zwei Flügen einer C-130 Hercules der italienischen Luftwaffe am 26.10.2021 und am 01.11.2021 direkt zur Meereislandebahn vor der Gondwana-Station transportiert.
Für die wissenschaftlichen Arbeiten wurde für die Dauer von etwa vier Wochen ein Außencamp (zeitweise gemeinsam durch die wissenschaftlichen Teams der BGR sowie des italienischen PNRA genutzt) auf Litell Rocks auf dem unteren Rennickgletscher etwa 380 km nördlich der Gondwana-Station errichtet. Für Mobilisierung und Demobilisierung des Camps bzw. den dafür nötigen Materialtransport sowie für Versorgungsflüge wurde ein Flugzeug des Typs Basler BT-67 des italienischen Antarktisprogramms verwendet.
Neben geologischen Feldarbeiten wurde von dem Außencamp aus vom 04.11 – 11.11.2021 ein aeromagnetisches (helikoptergestütztes) Forschungsprogramm über dem küstenfernen Gebirge im Bereich des unteren Rennick Gletschers, über den nördlichen Bowers Mountains und dem Lillie Gletscher und angrenzenden gletscherbedeckten Gebieten bis zur pazifischen Pennell-Küste und Oates-Küste mit insgesamt 14 Messflüge über einem etwa 80x80 km² großen Messnetz durchgeführt.
Von dem Außencamp aus wurde ein Besuch und eine Inspektion der BGR-eigenen Lillie-Marleen-Hütte am Mt. Dockery, die heute durch den Antarktisvertrag als Historische Stätte unter Schutz gestellt ist, durchgeführt. Die seit 1980 existierende Hütte wurde in gutem Zustand vorgefunden.
Nach der Demobilisierung des Außencamps und der Rückkehr des Teams zur Gondwana-Station am 01.12.2021 erfolgten weitere geowissenschaftliche Arbeiten von der Station aus, bis das Team schließlich am 25.12.2021 an Bord des italienischen Eisbrechers R/V “Laura Bassi” die Heimreise nach Neuseeland mit Ankunft am 03.01.2022 in Lyttelton antreten konnte.