BGR Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

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Rohstoffgewinnung in Deutschland unter Beteiligung ausländischer Gesellschafter

Land / Region: Deutschland / Welt

Projektanfang: 01.04.2007

Projektende: 31.08.2008

Projektstand: 31.08.2008

Braunkohlegewinnung im Tagebau Profen der MIBRAG mbHBraunkohlegewinnung im Tagebau Profen der MIBRAG mbH Quelle: Christian Bedeschenski, MIBRAG mbH

Nach der Erarbeitung einer Studie über den Deutschen Auslandsbergbau hat die BGR  auch die Beteiligungen ausländischer Unternehmen an Rohstoff gewinnenden Firmen in Deutschland recherchiert. Sie konnte im Rahmen einer Studie insgesamt 64 ausländische Unternehmen identifizieren, die über rund 65 deutsche Firmen mit weit über 100 Unterbeteiligungen in der Gewinnung von mineralischen und energetischen Roh­stoffen in Deutschland engagiert sind.

Eine Gegenüberstellung der Herkunftsländer der ausländischen Unternehmen bzw. Gesellschafter zeigt, dass diese zu über 40 % aus den Niederlanden und untergeordnet aus Österreich, Frankreich, Belgien, Schweiz, den USA sowie zehn weiteren Ländern stammen. Aus außereuropäischen Herkunftsländern sind Firmen aus den USA, Katar und Mexiko in Deutschland in der Rohstoffgewinnung vertreten.

Die Mehrheit der befragten Mutterunternehmen befinden sich im Besitz von natürlichen Personen oder sind familiengeführt. Die Eigentümer sind hierdurch in ihren Entscheidungen weitgehend frei und müssen auf Aktionärswünsche keine Rücksicht nehmen. Jeweils zwei Unternehmen sind im Staatsbesitz bzw. stellen Beteiligungen von Fondsgesellschaften dar.

Ausländische, in der Rohstoffgewinnung tätige Unternehmen beschäftigen in Deutschland zusammen rund 110.700 Mitarbeiter. Hiervon sind insgesamt rund 47.100 Mitarbeiter in Rohstoff gewinnenden Tochterfirmen tätig. Hervorzuheben ist, dass ausländische Unternehmen in Deutschland auch in großem Umfang ausbilden.

Der mittlere Gesamtumsatz der in Deutschland in der Rohstoffgewinnung tätigen Unternehmen beträgt rund 21 Mrd. € bzw. der der mittelständischen Firmen rund 178 Mio. €. Ausländische Firmen erwirtschaften in Einzelfällen bis zu 75 % ihres Gesamtumsatzes durch ihre deutschen Tochterunternehmen.

Ein Teil der multinationalen Konzerne ist im eigentlichen Sinne des Wortes bereits „global“ aufgestellt. Diese Konzerne sind teils mit Tausenden von Beteiligungen und Gewinnungsstellen in allen wichtigen Ländern der Erde vertreten. Deutschland ist daher oft nur ein kleiner Baustein in ihrem Portfolio.

Weit mehr noch als im deutschen Auslandsbergbau stellen die bei uns in der Rohstoffgewinnung tätigen Firmen mit ausländischen Gesellschaftern ganz überwiegend reine Tochterfirmen dar und sind dementsprechend  zu 100 % in ausländischer Hand und damit Kontrolle.  

Knapp ¾ der ausländischen Firmen ist in Deutschland in der Gewinnung von Baurohstoffen tätig. Industrieminerale, Torf und Humus bzw. Energierohstoffe folgen auf den weiteren Rängen. 

Die befragten Firmen betreiben in ihrer Summe in Deutschland 319 Gewinnungsstellen und sind an weiteren 79 Gewinnungsstellen beteiligt. Die in Deutschland im upstream-Bereich tätigen ausländischen Unternehmen sind zudem in rund 210 Produktionsfeldern bzw. -teilfeldern in der Erdgas-/Erdölförderung tätig.

Der von Firmen mit ausländischen Gesellschaftern in Deutschland produzierte Anteil an der Gesamtproduktion der einzelnen Rohstoffe schwankt sehr stark und übersteigt bei fünf  Rohstoffen die 50 %-Marke. Hiervon sind Bentonit, Erdgas und Schwefel von volkswirtschaftlicher Bedeutung.

Aufgrund der hohen Transportkosten wird nur ein geringer Anteil der in Deutschland von Firmen mit ausländischer Beteiligung produzierten Baurohstoffe ins Ausland exportiert. Nur in die Niederlande und nach Belgien werden bedeutsame Mengen an Gesteinskörnungen exportiert. An diesem grenzüberschreitenden Rohstoffhandel sind aber v. a. deutsche Produzenten beteiligt. Anders verhält es sich mit Torf sowie verschiedenen Industrienmineralen, die im Ausland hoch geschätzt sind.

Hauptgrund für das Rohstoffengagement ausländischer Firmen in Deutschland ist die Versorgung der eigenen verarbeitenden Werke in Deutschland, aber auch im Heimatland. Nur ein Drittel der in Deutschland Rohstoffe gewinnenden Firmen vertreibt die geförderten Primärrohstoffe auch auf dem freien Markt.

Die Befragung der BGR hat gezeigt, dass ausländische Unternehmen in quasi allen Bundesländern an der Gewinnung von fast allen in Deutschland vorkommenden Rohstoffen beteiligt sind. Besonders die zahlreichen Unternehmen der Steine- und Erden-Industrie sind dabei auch in Deutschland auf eine verbrauchsnahe und dezentrale Rohstoffgewinnung angewiesen. Die unter ausländischer Kontrolle in Deutschland gewonnenen Rohstoffe werden größtenteils hier weiterverarbeitet und gelangen so direkt in den heimischen Wirtschaftskreislauf bzw. stärken durch den Export der aus ihnen gefertigten Produkte den guten Ruf von Deutschland als führende Exportnation. Nur in ganz wenigen Fällen entsteht durch die Beteiligung ausländischer Gesellschafter ein negativer Effekt auf die deutsche Wirtschaft, sei es, dass Gewinne ins Ausland abfließen oder dass wichtige deutsche Firmen mit ihren Mitarbeitern zu Spekulationsobjekten von Fondsgesellschaften werden. Wie auch für die Mehrheit der im Auslandsbergbau tätigen deutschen Firmen, steht bei dem Rohstoffengagement der meisten ausländischen Unternehmen in Deutschland der Wunsch nach Einflussnahme auf die Preisgestaltung, die Versorgungssicherheit und die Qualität der Rohstoffe im Vordergrund ihres Handelns.

Informationen zu den Explorationsaktivitäten ausländischer Firmen in Deutschland runden die Studie ab. Diese kann zum Selbstkostenpreis von 50 Euro zzgl. Mwst. zzgl. Porto bei der BGR bezogen werden.

Kontakt:

    
Dr. Harald Elsner
Tel.: +49-(0)511-643-2347
Fax: +49-(0)511-643-3661

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