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„Coltan-Fingerprint“ der BGR macht Zertifizierung von Handelsketten möglich

Beitrag zum Projekt:

Coltan-Kleinbergbau in Mosambik: Die Arbeit der Bergleute erfolgt nahezu ausschließlich in HandarbeitColtan-Kleinbergbau in Mosambik: Die Arbeit der Bergleute erfolgt nahezu ausschließlich in Handarbeit Quelle: BGR

Mit dem illegalen Abbau von Rohstoffen, wie dem weltweit gefragten Rohstoff „Coltan“, finanzieren die Rebellentruppen im Osten der Demokratischen Republik Kongo seit Jahren ihren blutigen Bürgerkrieg. Zugleich wächst im Westen der Druck auf die Industrie, nur noch „sauber“ gewonnene Rohstoffe einzukaufen. Ein von den Vereinten Nationen angeregtes Zertifizierungssystem soll illegal gehandelte Bodenschätze vom Weltmarkt ausschließen. Wichtigstes Kontrollinstrument dafür könnte ein chemisch-mineralogischer „Fingerprint“ sein, den BGR-Wissenschaftler als Herkunftsnachweis beispielhaft für das Tantalerz „Coltan“ entwickelt haben. Es ist das weltweit erste Verfahren dieser Art.

Drei Jahre forschten die BGR-Wissenschaftler im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) an dem Herkunftsnachweis für Tantalerze aus zentralafrikanischen Lagerstätten, in denen  das „Coltan“ überwiegend im Kleinbergbau gewonnen wird. Im Fokus des Pilotprojekts standen der Kongo und seine Nachbarstaaten, die inzwischen einen Anteil von rund 50 % an der Welttantalproduktion haben. 

Das Ergebnis der Forschung: Die BGR-Wissenschaftler entwickelten einen forensischen Nachweis, bei dem an Hand gemessener chemischer und mineralogischer Parameter die Herkunftslagerstätten von gehandelten Tantalerzkonzentraten eindeutig lokalisiert und somit auch illegale Lieferungen aus möglichen Konfliktregionen identifiziert werden können.

In einem Projektbericht an das BMZ beschreiben die Forscher jetzt die technische Vorgehensweise bei der Entwicklung des „Fingerprints“ und geben Empfehlungen für künftige politische Entscheidungen zur Einführung von Zertifizierungssystemen.

Um den Herkunftsnachweis führen zu können, untersuchten die BGR-Wissenschaftler ausgewählte Abbaugebiete und belegten das Erz jeweils mit einer Herkunftssignatur. Gleichzeitig wurden bei industriellen Abnehmern weltweit Referenzproben des begehrten mineralischen Rohstoffes genommen. Das Metall Tantal ist wegen seiner hohen Temperatur- und Korrosionsbeständigkeit vielfältig einsetzbar und z.B. in der modernen Mikroelektronik wesentlicher Bestandteil bei der Produktion kleinster, leistungsfähigster Kondensatoren für Mobiltelefone, Laptops und Flachbildschirme. 

In den BGR-Laboren wurden die Proben in einem aufwendigen Verfahren unter Einsatz verschiedener hochempfindlicher Geräte (Raster-Elektronenmikroskop, Laser-Ablation-ICP-Massenspektrometer) analysiert und die chemisch-mineralogische Zusammensetzung des Minerals definiert. 

In ausgedehnten Testreihen gelang es den Forschern aufgrund der jeweiligen mineralogischen und chemischen Zusammensetzung, sowohl bekanntes Material eindeutig zuzuordnen (Positivzertifizierung) als auch Mischungen von Material aus zwei unterschiedlichen Liefergebieten auseinanderzuhalten. „Aufgrund dieser Ergebnisse konnten wir einzelne Testproben nicht nur einem Liefergebiet, sondern sogar bestimmten Vorkommen zuordnen“, erklärt BGR-Rohstoffexperte Dr. Frank Melcher.

Eine umfangreiche Datenbank half beim Abgleich der Informationen. Sie enthält insgesamt 25.000 Datensätze aus 200 verschiedenen Lagerstätten. Nach Einschätzung der BGR-Wissenschaftler sind das genügend Informationen zur Unterscheidung einer Vielzahl von Erzprovinzen in Afrika bis hinunter zu einzelnen Konzessionen.

„Ein funktionierender Herkunftsnachweis ist ein wichtiges Werkzeug zur Verbesserung der Transparenz in der Rohstoffwirtschaft speziell in Afrika“, betont Melcher. Die Rohstoffexperten der Bundesanstalt ergänzen die Arbeit eines weiteren BGR-Projekts, das ebenfalls durch das BMZ sowie durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) gefördert wird. Auch dieses Pilotvorhaben ist in Afrika angesiedelt und hat konkret die Zertifizierung von Handelsketten für Tantalerze in Ruanda, dem Nachbarstaat des Kongo, zum Ziel. Partner bei diesem Projekt ist der Geologische Dienst Ruandas, OGMR.

Das dunkle Tantalerz wird per Hand von den übrigen Mineralen getrenntDas dunkle Tantalerz wird per Hand von den übrigen Mineralen getrennt Quelle: BGR

Dr. Frank Melcher untersucht am Mikroskop eine TantalerzprobeDr. Frank Melcher untersucht am Mikroskop eine Tantalerzprobe Quelle: BGR

Kern des Vorhabens ist eine Vereinbarung zwischen Rohstoffproduzenten in Afrika und Verarbeitern in Europa, die sich als registrierte Unternehmen verpflichten sollen, unter Einhaltung von sozialen und ökologischen Mindeststandards eine transparente, faire und nachhaltige Rohstoffwirtschaft zu betreiben. Vorbild für dieses Projekt sind bereits etablierte zertifizierte Handelsketten in der Forstwirtschaft („Forest Stewardship“) oder im Lebensmittel-Bereich („Fair Trade“). 

„Elektronikindustrie und Tantalverarbeiter sind an zertifizierten Materialien sehr interessiert. Sie wollen nicht länger mit dem Begriff ‚Blut-Coltan’ in Verbindung gebracht werden“, sieht BGR-Rohstoffexperte Melcher generell gute Chancen für zertifizierte Handelsketten im Bereich der mineralischen Rohstoffe. 

„Ganz wesentlich bei der Umsetzung des Verfahrens in die Praxis und seine Einführung im internationalen Rahmen ist der politische Wille“, betont Melcher. Die BGR hat dem BMZ dazu kürzlich einen Vorschlag zur praktischen Umsetzung unterbreitet. Dazu ist ein politisches Mandat der betroffenen Staaten notwendig. Außerdem wird eine Ausweitung des Zertifizierungssystems auf andere Rohstoffe wie Zinn und Wolfram durch die BGR geprüft.   

Kontakt:

    
Dr. Frank Melcher
Tel.: +49-(0)511-643-2562
Fax: +49-(0)511-643-3664

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