BGR Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

Biostratigraphische Einstufung tertiärer Schichten im Bereich Gorleben

Beitrag zum Projekt:

Foraminiferen aus den oligozänen Schichten Foraminiferen aus den oligozänen Schichten Quelle: BGR

Grundlage der biostratigraphischen Arbeiten bildete die im Jahre 1983 abgeteufte Tertiärbohrung GoHy 994, die in der südöstlichen Randsenke des Salzstocks Gorleben in Gartow steht. Diese Bohrung wurde im Paläogen vollständig gekernt (ca. 520 m).

Bei der Bearbeitung der erbohrten Schichtenfolge stellte sich heraus, dass die Schichtenfolge zu etwa 50 % kalkfrei ist und demzufolge feinstratigraphische Ergebnisse anhand von kalkigen Mikrofossilien (Foraminiferen, Kalknannoplankton) nur eingeschränkt oder gar nicht zu erwarten sind. Zur biostratigraphischen Alterseinstufung, insbesondere der kalkfreien Schichten, musste deshalb eine nicht kalkige Mikrofossilgruppe eingesetzt werden: die Dinozysten. Während die Zonierungen nach Foraminiferen und Kalknannoplankton bereits seit Jahren erprobt waren, wurde eine Dinozysten-Zonierung für Nordwesteuropa erst 1988 von Costa & Manum in Vinken aufgestellt. Diese Zonierung wurde im Untersuchungsgebiet Gorleben erprobt und modifiziert (Köthe 1990, 2004).

Bedeutung der einzelnen Mikrofossilgruppen

Im den tertiären Schichten lieferten Dinozysten die meisten detaillierten Datierungen, weil sie gegenüber Salzgehaltsschwankungen des Meerwassers toleranter sind und außerdem in den kalkfreien Sedimenten ein höheres Erhaltungspotential besitzen. Mikrofauna, Foraminiferen (s. Abb.) sind in den oligozänen Schichten für die Untergliederung des Rupelton und der Chatt-Schichten von besonderer Bedeutung. Kalknannoplankton spielte in Gorleben für die Feinstratigraphie im Mittel-Eozän und für die internationale Korrelation eine bedeutende Rolle.

Zusammenfassung der Ergebnisse

Die ältesten tertiären Schichten sind als oberes Unter-Paläozän eingestuft. Es folgen ober-paläozäne und unter-eozäne Sedimente, die voneinander durch eine Schichtlücke von mindestens einer Million Jahre getrennt sind. Im mittleren Unter-Eozän ist eine weitere kurzzeitige Sedimentationsunterbrechung nachgewiesen. Vom oberen Unter-Eozän bis ins Unter-Miozän läßt sich biostratigraphisch keine weitere Schichtlücke nachweisen. Mittel-Miozän wurde zwar biostratigraphisch nachgewiesen, hierbei handelt es sich aufgrund der geologischen Situation um ein allochthones (ortsfremdes) Vorkommen. Ober-Miozäne und pliozäne Sedimente kommen im Untersuchungsgebiet nicht vor.

Im Paläogen herrschten im Untersuchungsgebiet überwiegend marine Verhältnisse. Süßwassereinfluß konnte im unteren Unter-Eozän mit Pediastrum belegt werden, erhöhte Salzgehalte werden im Ober-Eozän vermutet. Im ausgehenden Paläogen setzt eine kontinentale Sedimentation ein, die zunehmend zu brackischen bis limnischen Verhältnissen führt.

Literatur:

  • Köthe, A.(1990): Paleogene Dinoflagellates from Northwest Germany – Biostratigraphy and Paleoenvironment. Geol. Jb., A118: 3–111, 13 Abb., 33 Taf.; Hannover.
  • Köthe, A. (2004): Dinozysten-Zonierung im Tertiär Norddeutschlands. – Revue Paléobiol., Geneve.
  • Vinken, R. [Hrg.]: (1988): The Northwest European Tertiary Basin. Results of the International Geological Correlation Programme Project No. 124. – Geol. Jb., A100: 7–508, 267 Abb., 3 Tab., 7 Kart.; Hannover.

Kontakt:

    
Prof. Dr. Jochen Erbacher
Tel.: +49-(0)511-643-2795
Fax: +49-(0)511-643-532795

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