Altbohrungen in der Deutschen Nordsee – Ergebnisse der Forschungsfahrten HE537 und MSM98
Hauskolloquium am Dienstag, den 23. November 2021 um 10°° Uhr im Großen Sitzungssaal des Hauses.
Moderation: Kerstin Beckmann
Altbohrungen in der Nordsee
Etwa 200 Altbohrungen finden sich in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) von Deutschland, während in der gesamten Nordsee im Rahmen der Erdöl- und Erdgas-Exploration und –Förderung etwa 20.000 alte Bohrungen abgeteuft wurden. Grundsätzlich können Probleme in der Bohrlochintegrität zu Methanaustritten an der Oberfläche führen und damit einen Beitrag zu den atmosphärischen Gesamtemissionen des sehr starken Treibhausgases Methan leisten. Ein besseres Verständnis des Ausmaßes und damit der Relevanz von Methanaustritten an alten Bohrungen an Land, aber auch auf See ist ein Forschungsobjekt vieler internationaler Institutionen. Die BGR führt Studien zu Methanemissionen im Erdöl- und Erdgas-Sektor durch und untersucht in multidisziplinären Forschungsprojekten mögliche Methanemissionen an Altbohrungen speziell in der Nordsee.
Martin Blumenberg: Aktuelles zu Methanemissionen im Klimageschehen und dem möglichen Einfluss von Altbohrungen (speziell offshore)
Methan ist in Bezug auf dessen Klimawirksamkeit das zweitwichtigste Treibhausgas nach Kohlendioxid. Das Verständnis und die Reduzierung von Methanemissionen ist daher ein wichtiger Faktor, um den menschengemachten Klimawandel zu begrenzen. Um den Beitrag von möglichen Methanemissionen an Altbohrungen im Vergleich zu natürlichen Gasaustritten in der deutschen AWZ (siehe Abbildung) zu untersuchen, führte die BGR im Rahmen von Kooperation in 2019 und 2021 zwei Forschungsfahrten durch. In diesem Vortrag geht es um die Bedeutung von Methan im allgemeinen Klimageschehen und speziell um die Beiträge aus dem Erdöl- und Erdgas-Sektor. Anhand von gasgeochemischen Untersuchungen von Wasser- und Sedimentproben und erstmalig gewonnenen Gasproben werden erste Schlussfolgerungen zu den beobachteten Methanaustritten diskutiert.
Quelle: Römer et al., 2021
Quelle: BGR
Udo Barckhausen, Miriam Römer (MARUM), Hendrik Müller, Katrin Schwalenberg: Hydroakustische Untersuchungen von Methanaustritten im Entenschnabel und geophysikalische Indikatoren
Hydroakustische Methoden eignen sich besonders, um Gasaustritte im flachen Meeressediment und in der Wassersäule zu detektieren. Sie wurden im Rahmen zweier Forschungsfahrten in 2019 und 2021 in die nördliche Deutsche Nordsee im sogenannten „Entenschnabel“ im Bereich ausgewählter alter Gasbohrungen durchgeführt. Aktuelle Publikationen haben aus der Untersuchung von Altbohrungen im norwegischen Nordseesektor einen Beitrag anthropogen versursachter Methanaustritte zum atmosphärischen Methanbudget postuliert. Im Rahmen des Projektes konnten über 150 bislang unbekannte Methanaustritte (Flares) im Arbeitsgebiet detektiert werden. Statistische Auswertungen zeigen eine Häufung im Zusammenhang mit Salzdiapiren, jedoch nicht mit der Lokation der untersuchten Altbohrungen. Begleitet wurden die Untersuchungen von elektromagnetischen Messungen mit dem Ziel, Porositätsunterschiede und flaches Gas im Meeresboden abzubilden.
Quelle: BGR
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