Potenziale des unterirdischen Speicher- und Wirtschaftsraumes im Norddeutschen Becken (Projekt TUNB)
Vortrag am Mittwoch, den 15. März 2017 um 11.00 Uhr in Raum 204/ Haus II
v. Goerne, G., Müller, C. (BGR): Projekt TUNB – Überblick und Stand der Arbeiten
Der geologische Untergrund entwickelt sich zu einem vielgenutzten Raum. Der Bedarf an Speicheroptionen und energetische Nutzung wächst, auch durch die Energiewende und dem damit verbundenen Ausbau erneuerbarer Energien. Detailliertere Kenntnisse des geologischen Untergrundes sind für zukünftige Bedarfsbestimmungen essentiell. Hier setzt das Projekt „TUNB“ an.
Zusammen mit den Staatlichen Geologischen Diensten der norddeutschen Bundesländer erarbeitet die BGR seit 2014 ein dreidimensionales strukturgeologisches Untergrundmodell des Norddeutschen Beckens mit 13+2 stratigraphischen Horizonten von der Basis Zechstein bis Oligozän, Störungen und Salzstrukturen, das nach seiner Fertigstellung öffentlich zugänglich interessierten Nutzern zur Verfügung stehen soll. Der Vortrag gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Arbeiten.
Schilling, M., Jahnke, C., Simon, A., Höding, T. (LBGR): Das 3D-Modell des tieferen Untergrundes von Brandenburg
Um öffentliche Diskussions- und Entscheidungsprozesse zu verschiedenen Nutzungen des Untergrundes wie geothermische Energie, unterirdische Speicherung, Wasser- und Rohstoffgewinnung zu unterstützen, ist es erforderlich, geologische Informationen in verständlicher Form öffentlich bereitzustellen. Eine Möglichkeit dafür sind geologische 3D-Modelle.
2013/14 wurde vom Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg (LBGR Brandenburg) im Rahmen des Projektes „Brandenburg 3D“ („B3D“) begonnen den bis dahin vorherrschend analogen Datenbestand zum tiefen Untergrund zu digitalisieren und ein geologisches 3D-Modell des Brandenburger Teiles des Norddeutschen Beckens zu entwickeln, sowie eine Infrastruktur bereitzustellen, um alle geologischen und räumlichen Daten in die Geodateninfrastruktur Brandenburg zu integrieren und sie der Öffentlichkeit durch eine interaktive 2D/3D Webanwendung zur Verfügung zu stellen. Das Projekt wurde mit Hilfe des Geoforschungszentrums Potsdam GFZ und einer Reihe von Firmen realisiert.
Das geologische Modell B3D stellt die 12 regional wichtigsten seismischen Reflexionshorizonte von der Basis des Känozoikums bis zu den Vulkaniten des Rotliegenden und die regionalen bedeutsamen Störungen im Prä- und Postsalinar dar. Datenbasis sind die seismischen und Bohrungserkundungen der 50er bis 80er Jahre. Um die Ergebnisse für externe Nutzer verfügbar zu machen, stellt das Webportal “3D Brandenburg” einen 2- und einen 3D-Viewer bereit. Innerhalb des 3D-Viewers ist es möglich, sich frei innerhalb des Modells zu bewegen und nutzerspezifisch Daten zu visualisieren. Weiterhin besteht die Möglichkeit, hypothetische Bohrungen oder Profilschnitte an beliebigen Positionen innerhalb des Modells zu erzeugen.
Aufgrund eines Rechtsstreits ist die Webanwendung zur Zeit nur intern verwendbar und für die Öffentlichkeit nicht verfügbar. Eine Klärung des Rechtsstreites ist aktuell jedoch im Rahmen einer von beiden Seiten angestrebten außergerichtlichen Einigung in Aussicht.
Im Rahmen des Verbundprojektes „Tieferer Untergrund des Norddeutschen Beckens“ („TUNB“) erfolgt seit 2014 in Zusammenarbeit mit der BGR und den geologischen Diensten der benachbarten Bundesländer eine Erweiterung der Ergebnisse des B3D-Projektes zu einem konsistenten, an den Grenzen der Bundesländer abgestimmten Modell. Dabei erfolgt ein Übergang von den regionalen seismischen Reflexionshorizonten des B3D-Modelles, die markante lithologische Änderungen repräsentieren, zu den stratigraphisch definierten Grenzen und Einheiten. Herausforderungen sind dabei neben der Überarbeitung der aus unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Qualitäten vorliegenden Primärdaten, vor allem die unterschiedlichen Datenbasen der ehemals ostdeutschen und westdeutschen Bundesländer.
Noack, V., Schnabel, M. (BGR): Erhebung von seismischen Grundlagendaten zur Erstellung eines 3D Untergrundmodells der Ostsee
Vom 1.3.-28.3.2016 wurden seegeophysikalische Vermessungsarbeiten im Norddeutschen Becken - von der Kieler Bucht bis zur südöstlichen Küste von Gotland - durchgeführt. Die Untersuchungen zur Beschaffenheit der flachen und tieferen Untergrundstrukturen der Ostsee erfolgten hauptsächlich durch Anwendung der seismischen Methode. Die BGR hat dabei ein 2700 m langes Messkabel sowie 8 Luftpulser eingesetzt. Insgesamt wurden 62 reflexionsseismische Profillinien mit einer Gesamtlänge von ca. 3800 km akquiriert. Die Bearbeitung und Auswertung dieser Daten wurde bereits an Bord begonnen, alle Linien liegen als zeitmigrierte Sektionen vor. Diese Arbeiten dienten einer flächendeckenden Erfassung und Bereitstellung von Geobasisdaten für die Ostsee zur Bewertung ihrer Nutzungspotenziale. In dem Projekt Tieferer Untergrund Norddeutsches Becken (TUNB) arbeitet die BGR gemeinsam mit den Staatlichen Geologischen Diensten der norddeutschen Bundesländer bereits seit Anfang 2014 an der Erstellung eines 3D-Modells für die Region. Die seegeophysikalischen Arbeiten in der Ostsee verfolgen das Ziel, die erforderliche Ausdehnung des 3D-Modells bis in den marinen Bereich vornehmen zu können. Eine flächendeckende konsistente Datengrundlage über den tieferen Untergrund der deutschen Ostsee liegt bisher nicht vor.